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Ab 8. August 2001 im grossen Wartesaal
Finissage 7. September 18:30

home 19 und home 21 sind zwei neue Videos aus einer Serie von Arbeiten, mit der Sabina Baumann bereits 1996 begann. home 17 waren Prints von verwahrlosten Gegenden, home 2 - 4, die später entstanden, gefilmte Eindrücke aus Wohnungen von alleinstehenden pensionierten Frauen. Der Begriff ‘home’ ist dabei durchaus programmatisch zu verstehen: Das Heim, das Zuhause und die Heimat stehen stets im Mittelpunkt der Arbeiten, respektive die Frage, was diese Begriffe für die menschliche Zivilisation bedeuten.
In home 19 fährt die Kamera langsam über ein verlassenes Autowrack hinweg; Spuren von menschlichem Leben sind noch zu erkennen - vergilbte Zeitschriften im Innenraum und überraschenderweise ein Paar Schuhe unterhalb der Seitentüre - aber doch nur als Relikte einer vielleicht aufregenden Vergangenheit. Mittlerweile haben Flora und Fauna ihr Terrain zurückerobert und die zahlreich in den Radkappen angesiedelten Schnecken scheinen zum Beweis versammelt, dass auch das schnellste menschliche Gefährt vom langsamen Pragmatismus der Natur letztendlich eingeholt wird. home 21 besteht aus mehreren Schauplätzen, sie befinden sich aber allesamt in unmittelbarer Nachbarschaft. Auch hier sind keine menschlichen Lebewesen zu sehen, lediglich kleine Insekten, Milben oder Spinnen bestimmen die Szenerie. Die menschliche Infrastruktur, der man in Form von aneinandergeketteten Einkaufswagen, einem Lastwagen oder auch weggeworfenem Abfall begegnet, ist hier völlig sich selber überlassen und erinnert an eine Art Bereitschaftszustand.
Sowohl home 19 als auch home 21 atmen den melancholischen Geist von Orten, die von und für Menschen gebaut wurden, die jedoch das eine Mal für immer, das andere Mal nur für ein paar Stunden aufgegeben wurden. In all ihren home-Arbeiten tastet sich Sabina Baumann immer wieder anders an die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins heran; zivilisatorische Errungenschaften werden in den verlangsamt gefilmten Sequenzen zu Spielereien, die gemessen an der langfristigen Perspektive der uns umgebenden Natur absolut bedeutungslos erscheinen. Natürlich ist es nicht zufällig, dass die Künstlerin gerade diese Arbeit an die Wand im Wartesaal des neu umgebauten Bahnhofs projiziert: Auch hier wird dereinst das Unkraut wachsen und Spinnen werden hausen, es sei denn, ein erneuter Umbau wird dies zu verhindern wissen...

INFOLGE/ Oliver Kielmayer