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Performance mit Jaap Achterberg, Franziska Bürki,
Eva Enderlin, Patrice Gilly, Johanna Löffel und Jens Nielsen

14. bis 26. Oktober 2002

Rolf Beck wurde 1970 in Kleindöttingen geboren und lebt heute in Wettingen. 2001 realiserte er unter anderem eine Videoinstallation auf acht Monitoren mit Filmsequenzen, in denen Passanten auf einem motorbetriebenen Drehpodest an verschiedenen Orten im Raum Zürich für einige Minuten langsam im Kreise drehten. Ob Studentin oder Geschäftsmann, Rentnerin oder Arbeitsloser, für einige Minuten wurden sie alle zum Tableau vivant inmitten des öffentlichen Raums. Für INFOLGE wurde diese Idee zur Performance weiterentwickelt, und so werden in der Zeit vom 14. bis 26. Oktober an verschiedenen Orten im Grossraum Bahnhof Baden zu verschiedenen Zeiten verschiedene Leute auf langsam sich drehenden Podesten auftauchen. Die sich derart zur Schau stellenden Leute werden nicht wie damals in Zürich zufällig vorbeikommende Passanten sein, sondern Schauspieler, die im Auftrag des Künstlers unterschiedliche Typen darstellen. In der Präsentation auf dem Drehpodest werden individuelle Unterschiede wie Körperbau, Kleidung oder Haltung zwar unmissverständlich inszeniert, nichtsdestotrotz treten all diese Distinktionsmerkmale hinter den Eindruck von Monotonie und (Beinahe-) Stillstand zurück. Wie bereits bei INFOLGE 02 von Peter Regli wird über Zeit und Ort der Performances nicht auf der Einladungskarte informiert; die Aktion ist nicht für die vorsätzliche Besichtigung gedacht, sondern als unerwartete Situation im Alltag der Pendler.

Die Idee des Vorwärtskommens spielt an einem Bahnhof natürlich eine wichtige Rolle, insbesondere für den Pendler. Die Ortsveränderung steht dabei zumeist im Dienste von etwas anderem, seien dies steuertechnische Vorteile am Wohnort, oder aber karrieretechnische am Arbeitsort. Veränderung und Bewegung sind jedoch mehr als blosse Karrierestrategien, sie sind eigentliche Grundideale unserer Gesellschaft: Sei es Beruf, Familie oder Freizeit, hier wie dort wird Fortschritt dem Stillstand vorgezogen. In einer Leistungsgesellschaft wie der unsrigen haben Langsamkeit und Stillstand etwas Verwirrendes an sich; hält man allerdings einen Moment lang inne, so wird manch geschäftiges Treiben zum Dauerstillstand, zum bewegten auf der Stelle treten, zum Trott.

Rolf Beck hat eine einfache, aber um so eindrücklichere Metapher für den Menschen in unserer Gesellschaft gefunden: Sehr wohl individuell, aber dennoch am Ende einsam und ohne echte Bewegungsfreiheit bleibt er befangen im Gewusel dessen, was tagtäglich erledigt werden will.